ღWinterscheinღ

#1 von TheIronFey ( gelöscht ) , 22.06.2013 11:20

Zitat
Hallo :) Diese FF schreibe ich momentan auf Sweet Amoris und wollte sie gerne mit euch teilen (:
Auf jeden Fall beinhaltet diese Fan-Fiction Leigh und Lysander :D Wer Interesse hat, kann es gerne lesen und auch ein Kommentar hinterlassen :3

LG, TheIronFey








~ღHerzlich willkommen zu meiner mittlerweile zweiten FF, die aus einer spontanen Idee entstanden istღ~


Wenn ihr Lust habt, könnt ihr ja auch mal bei meiner ersten FF hinein schauen ~ ~♠Blue Night - Abyss To Azura♠~





Kühle Lichtpunkte schwirrten in meinem Sichtfeld umher und gaben einen trüben Glanz
von sich.
Weiß, das in aller Unschuld schimmerte, leuchtete glitzernd und erstreckte sich über mehrere, gradlinige Ebenen.
Die Sonne, einer gleißenden Scheibe gleich, haftete nur trüb und verblasst auf den allumfassenden Weiten des Schnees; spendete keine Wärme.
Verschlungene Formen und Muster bildeten eine Reihe an verzierten, tänzelnden Ornamenten, die sich allesamt wie eine Schneise durch das Land zogen und sich geschickt vom restlichen Weiß abhoben.
Die Kälte wurde unablässig intensiver und stach zittrig und dumpf in die Leiber von warmen Wesen, während durchscheinendes Eis die ruhige Atmosphäre noch deutlicher unterstrich. Ich näherte mich der finsteren Senke, die im Zwielicht des Waldes verborgen lag und lächelte düster.
Es war das erste Mal, das ich diesen Ort betrat.
Und das letzte Mal, dass ich ihn unberührt verlassen würde.



TheIronFey
zuletzt bearbeitet 22.06.2013 11:39 | Top

RE: ღWinterscheinღ

#2 von TheIronFey ( gelöscht ) , 22.06.2013 11:24

So, liebe Leute, hier die ersten Teile, des ersten Kapitels :) Einige, die mich kennen werden sofort bemerken, dass es absolut Iron Fey (geniales Buch) lastig ist xD Aber lasst auch nicht davon stören ;) Da der Prolog relativ kurz war, sind hier die ersten Teile etwas ausführlicher ♥








Levrai - Schattenweiße

Drängt helles Blau in
dunkle Stämme
färbt Schnee noch Ränder
eines nahen Waldes

In der Schattenweiße des
geflüsterten Frühlings
lebt
erwartungsvolles Sehnen







Fast schon ehrfürchtig betrachtete ich die sich kräuselnde Wasseroberfläche des Flusses, das mir schräg gegenüber lag. Normalerweise hatte ich nichts übrig für kühle Spiegelungen, die Ähnlichkeiten mit einer in sich versinkenden Welt hatten, aber diese hier schien besonders auf die winterliche Kälte abgestimmt zu sein. Unzählige Eiskristalle benetzen faserartig die Spitzen der Äste und verliehen dieser farblosen Stille ein noch verlockenderes Antlitz. Mit einem trägen Seufzen näherte ich mich der glatten Oberfläche und verharrte einige Minuten in regloser Starre. Diese angeborene Ruhe darauf faszinierte mich augenblicklich, sodass ich beinahe den Eindruck bekam, selbst in diese unberührte Harmonie hineingezogen zu werden. Argwöhnisch wandte ich mich wieder ab und versuchte nicht zu ergründen, was sich unter der bläulichen Tiefe befinden könnte oder dem Drang, dieser verführenden Nuance nachzugeben. Weißer Dampf trat aus dem Inneren meines Mundes und wirbelte gespenstisch in der gefrierenden Luft umher, die nicht einen einzigen Funken Wärme versprühte. Aber man hatte mir gesagt, dass dieser Ort von allumfassender Kälte verzehrt wurde.
Calura.
So manche Sagen rankten sich um diese leblose Senke, die nur für jene Wesen betretbar war, die ihn auch zu schätzen wussten.
Die Niveus.
Unsere Gaben beschränkten sich auf den Schein des Winters, dem Blizz. Er trug die Abkürzung des Schneesturms: die Ursprungsform der eisernen Kälte und gleichzeitig das verstecke englische Wort des Glücks. Diesen Ort zu betreten, war fast so, als würde man seinen ersten Atemzug vollführen; in der frischen Blässe von Morgentau; Reif. Eine endlose Bereicherung an Lebendigkeit.
Meine unablässigen Gedanken fanden letztendlich einen Platz in der hintersten Ecke meines Bewusstseins, als ich die kristallenen Pfeiler der besagten Eis-Höhle entdeckte, in der sich genug Magie befand, um meine geschwächten Kraftreserven aufzufüllen.
Einige Schneeflocken, dessen fein verarbeiteten Konturen in der schwachen Sonne sichtbar waren, kreisten unheilbringend vor dem Eingang der bläulichen Dunkelheit, als würde sich dort drinnen etwas Widersprüchliches befinden, welches dem Winterschein überhaupt nicht zu gefallen schien.
Misstrauisch blinzelte ich die weißen Schichten, die sich schwerfällig auf meine Lider gelegt hatten, fort und näherte mich vorsichtig der unscheinbaren Größe der Höhle.
Plötzlich wurde ein heftiger Windstoß in meine Richtung gesandt, der meine braunen Haare vollkommen durcheinander wirbelte und ein heiseres Flüstern zu mir trug. Irritiert blickte ich um mich, konnte aber keine andere Gestalt erspähen, die sich aus den Massen des Schnees einen Weg zu mir gebahnt hätte. Ich sog scharf die Luft ein, als ich erkannte, dass es sich um eine Irrlicht handeln musste, das mir Botschaft verkünden mochte.
Gespannt hielt ich den Atem an und lauschte den Worten des winzigen Schimmers, der neben mir in den Flocken verschwand.
>>Ivy, Ivy!<<, fiepte die aufgeregte und hohe Stimme der Gestalt. Unwillkürlich fragte ich mich, woher es meinen Namen wusste, aber momentan erschien mir das nur von begrenzter Wichtigkeit. Das sekundenschnelle Flattern ihrer Bewegungen irritierte mich zunächst, verlangsamte sich aber nach einigen hysterischen Rufen aus ihrem zierlichen Inneren.
>>Was ist, Irrlicht?<<, erkundigte ich mich kühl und musterte es mit wachsender Ungeduld. Ich konnte mich kaum dem wundervollen Schein entziehen, der seine magischen Hände nach mir ausstreckte, sodass ich nervös meine Füße im Schnee versinken ließ.
Das Irrlicht nahm einen zerstreuten Gesichtsausdruck an, das bei ihrer winzigen Größe schon in sich zusammenzufallen schien.
>>Dort drinnen ...<<, begann es stockend und senkte den glühenden Blick, >>befindet sich etwas Gefährliches. Gebt Acht!<<
Und mit dieser letzten Warnung verschwand es in den dichten Flocken, die sich von der tiefen Schwärze des Himmels abhoben.
Mit zusammengekniffenen Augen glitt mein Blick erneut zu dem verborgenen Eingang, der ein eisiges Leuchten von sich gab. Im Grunde genommen würden schon die dicken Wände ausreichen, um mich erneut mit Blizz zu versorgen, das ich dann für meine weitere Ausbildung als Niveus brauchen würde.
Kälte spielte um meine kühlen Wangen herum, die mich aber keineswegs zu stören schien. Als ein Wesen des Winters gehörten diese niedrigen Temperaturen zum Alltag und glücklicherweise waren sie auch zur Gewohnheit geworden.
Ohne auf die Warnung des Irrlichts zu hören, betrat ich die geschliffene Rundung des Eingangs und wurde prompt von einer tief sitzenden Dunkelheit empfangen, die sich an den blauen Eis-Wänden der Höhle widerspiegelte. Ein erstauntes Atmen wich aus meiner Lunge und hallte unzählige Male im Inneren, bis ich mir genervt die Ohren zuhalten musste.
Ich bekam das Gefühl mich im Herzstück eines riesigen Eis-Klumpens zu befinden, das von glitzernden Zapfen und Stalaktiten zusammengehalten wurde. Im Zwielicht wurden diese durchsichtigen Wunder besonders sichtbar.
Plötzlich vernahm ich aus dem hinteren Bereich ein seltsames Knurren, das sich im Inneren der Höhle wie ein ohrenbetäubendes Brummen anhörte. Meine linke Brusthälfte begann unregelmäßig zu schlagen und zog sich schmerzlich zusammen, als ich tänzelnde Schatten in der Finsternis ausmachen konnte, die eine verhüllte Gestalt offenbarten.
Ängstlich schob ich mich an eine kühle Wand und ignorierte das stechende Gefühl in meinem Rücken, das sich dort manifestiert hatte.
Eine unnatürliche Schwärze glühte dunkel in den Augen des Wesens, das mir einen feindseligen Blick zuwarf; als würden die Schatten selbst darin ruhen.
>>Wer b-bist du?<<, fragte ich zittrig und spürte wie meine Stimme immer schneller versagte, als sich ein kaltes Lächeln auf den Lippen des Wesens formte. Ich erkannte, dass es sich um einen jungen Mann handeln musste. Alles an seinem Äußeren deutete darauf hin, dass er kein normaler Mensch war, sondern ein fremder Krieger einer anderen Streitmacht. Keine freundlichen Farben schmückten sein Haupt; alles war von dieser selbstverständlichen Finsternis durchzogen, als wäre er persönlich aus der Schöpfung der Nacht entsprungen.
Ich erstarrte zu Eis, als seine tiefe, melodische Stimme zu Wort kam und direkt auf mich gerichtet war.
>>Mein Name, meinen wahren Namen brauchst du nicht zu erfahren, du bist seiner nicht würdig.<<, erwiderte er mit solcher Herablassung dass ich erneut nach Luft schnappen musste.
Dann erschien erneut ein Lächeln in seinen Zügen; schmal und keineswegs freundlich. Eher, als wurde er dazu gezwungen überhaupt eine Gefühlsregung zu zeigen.
>>Allerdings nennen mich viele hier Leigh.<<, meinte er ruhig und sachlich, während sich das dunkle Glühen in seinen Augen verstärkte; zu einem Schleier des Unergründlichen wurde.
Leigh ..., dachte ich im Stillen und musterte ihn genauer.
War das nicht ein Name, der mir schon einmal in der Schule begegnet war? In meinem normalen, nicht verwunschenen Leben?
Erst jetzt fiel mir auf, wie elegant und schneidig seine Kleidung auf mich wirkte; als wäre sie von einer geschickten Hand kreiert worden.
Ich schluckte, als ich mich vage an die Einzelheiten erinnerte.
Leigh war der Verkäufer aus dem Modegeschäft.



TheIronFey

RE: ღWinterscheinღ

#3 von TheIronFey ( gelöscht ) , 22.06.2013 11:30

So :) Badabadam, noch mehr Teile :D Ich poste ab sofort bei den weiteren Teilen immer das Bild am Anfang und wenn ich Lust habe noch eins, hoffe, das stört niemanden oder ist euch zu viel :) Wie dem auch sei, viel Vergnügen ^^








Ein spöttisches Grinsen formte sich auf seinen Lippen; gänzlich davon abweichend, wie ich ihn im Gedächtnis behalten hatte: Ruhig, introvertiert und nicht besonders gesprächig.
Im Grunde genommen wie sein Bruder Lysander, der ebenfalls in meinem Jahrgang war und sich kein bisschen von ihm unterschied. Zumindest was die Kleidung und den in sich gekehrten Charakter betraf. Bestimmt besaß er eine gespaltene Persönlichkeit; ein sogenanntes Doppelleben. Im einen heuchelte er seine kühle Fassade und im anderen war er dann … so etwas.
Ich bemühte mich eine ruhige Miene beizubehalten und das hypnotische Dunkel seiner Augen zu ignorieren.
Seine Haare fielen ihm in fransigen Strähnen vom scharfkantigen Gesicht, während seine Hände von der gleichen durchscheinenden Schwärze durchzogen wurden, wie der Rest seines Körpers.
Sie verschwanden beinahe schon in diesen rauchigen Nebelschwaden, die sich zerfetzt von seiner starren und angriffslustigen Haltung abhoben.
Kopfschüttelnd fokussierte ich diese widersprüchliche Erscheinung und legte einen düsteren Unterton in meine Stimme.
>>Was bist du, wenn ich fragen darf? Ein Dämon, ein Geist oder womöglich nur eine Einbildung?<<, fragte ich mehr an mich gerichtet und verzog nachdenklich meine zerfurchte Miene; musterte ihn genauer.
Ich bekam als Erwiderung nur erneutes Gelächter, welches schließlich in einem immerwährenden Kichern verschwand.
>>Dummes Wesen. Denkst du solche Geschöpfe sind auch nur annähernd so machtvoll, wie ich es bin?<<
Er lächelte dämonisch und ließ imposant noch mehr von seiner dunklen Materie aufwirbeln.
Ich verschränkte skeptisch die Arme vor der Brust und genehmigte mir einen riskanten Versuch heute einmal besonders frech und respektlos zu erscheinen.
Immerhin hatte er mir in wenigen Sekunden bewiesen, dass er wirklich die Bescheidenheit in Person war.
>>Das hat nicht meine Frage beantwortet.<<, erklärte ich sachlich und kühl, während sich meine anfängliche Angst nach und nach in Luft auflöste, hinter den dichten Eiswänden verschwand.
>>Und außerdem wüsste ich nicht, was so besonders daran sein soll, ein paar Rauchschwaden tanzen zu lassen. Natürliche kenne ich diese künstlichere Demonstration an, aber ich bezweifle, dass du mich ernsthaft mit etwas verletzen könntest, was nicht einmal existiert.<<, beendete ich mit sarkastischem Unterton und deutete auf seine Spielereien hin, die nicht wirklich zu ergreifen waren.
Augenblicklich verfinsterte sich seine Miene, sodass er im jetzigen Zustand mehr Ähnlichkeiten mit seinen seltsamen Schatten gewann.
Kurz vollführte mein Herz sprunghafte Schläge, als er mit bedachten Schritten näher kam und mit seinen eleganten Schuhen den rutschigen Grund des Bodens zum Erschüttern brachte.
>>Du glaubst also, dass alles was ungefährlich aussieht,es auch gleichzeitig ist?<<
Ich wich zunehmend bedroht zurück und zuckte unter seiner tiefen, gefährlichen Stimme zusammen, die immer dunkler und verschwörerischer wurde.
Ich versuchte mir nichts von meiner Irritation anmerken zu lassen, obwohl ich zugeben musste, dass seine Aussagen, die von einer gewissen Weisheit erfüllt waren, mich mit jeder verstreichenden Sekunde immer mehr in Beklommenheit hüllten.
Seine Anwesenheit legte sich schwer und ermüdend über mich, sodass ich nicht in der Lage war meine einzelnen Gliedmaßen zu bewegen oder irgendetwas Sinnvolles zu sagen. Ein Klumpen aus Kälte tanzte unangenehm in meinem Inneren und ließ mich für eine kurze Zeit betäuben, bis er nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt war.
Aus dieser einheitlichen Perspektive bekamen seine finsteren Augen schon eine ganz andere Bedeutung.
Von meinem sicheren Platz aus hatte ich sie als dunkel beschrieben, aber nun wo er unmittelbar vor mir stand, musste ich verblüfft den Mund öffnen und mich dem künstlichen Stillstand seines Blickes hingeben.
Seine Augen waren nicht einfach nur schwarz. Eher schienen sie eine gewisse Intelligenz zu besitzen, die sich lebend und atmend über mehrere Schichten dieses Abgrunds erstreckte, das als solches zu erkennen war.
Sie spiegelten Tod und Verderben wider; Unheil, Hass und Verdammnis. Und trotz all dieser Gegensätze und Paradoxen erschienen sie mir dennoch beschützend und flackernd – atemberaubend.
Diese Dunkelheit konnte sprechen. Vielleicht nicht mit Worten oder komplexen Satzstrukturen, aber dennoch mit einer vagen, schleierhaften Seele.
Ich schluckte fasziniert.
>> … und genau deshalb seid ihr Niveus erbärmlich. Ihr unterschätzt die Kraft des Unsichtbaren und wiegt eurer jämmerliches Dasein in Sicherheit. Zu welchem Zweck?<<
Verwirrt hob ich eine Augenbraue und empfing sein verärgertes Gesicht, als er bemerkte, dass ich ihm die ganze Zeit über nicht zugehört hatte.
Zeit?
Wann waren ihm denn Worte aus dem Mund geschlüpft?
Nachdenklich kehrte ich in mich selbst und musste erst jetzt feststellen, dass ich meine Umgebung nur rauschend wahrgenommen hatte; so als würde man in der Tiefe eines Meeres versinken oder dem Schlaf.
Gedämpft und unverständlich; schwindend.
Und das nur wegen dieser lebendigen Schwärze.
Benommen richtete ich meinen Blick auf etwas anderes, um nicht wieder von diesen irrenden Schatten überwältigt zu werden.
Mir fiel auf, dass er mir wirklich näher gekommen war, als ich es mir erwünscht hätte, sodass ich weiterhin etliche Schritte zurückwich, bis ich schließlich an den kalten Pfeiler der Eishöhle traf.
Auf meinen Fingern breitete sich üblicherweise ein Netz aus fehlender Wärme aus. Eine brennende Spur die schließlich meine Hände gefrieren ließ.
Aber als Niveus war diese Tatsache weder unangenehm, noch lebensbedrohlich.
>>Was willst du hier?<<, ergriff ich wieder das Wort und versuchte den Faden wiederzufinden.
Ich war ursprünglich hierhergekommen, um Kraft zu gewinnen und mich nicht mit einem fremden Psychopath herumzuschlagen, der sich für den Teufel höchstpersönlich hielt.
Er gähnte gelangweilt und musterte mich intensiv; ein zusätzlich verschmitztes Lächeln aufgesetzt.
>>Das könnte ich dich auch fragen, Snowwhite.<<
Er zwinkerte mir hämisch zu und löste bei mir ein entnervtes Stöhnen aus. Ich hatte wirklich keine Lust einen neuen Spitznamen zu bekommen und zu allem Überfluss auch noch einen so lächerlichen.
Plötzlich erhob sich aus all dem Dunkel,das um ihn herum schwebte, ein schwarzer Rabe heraus, der krächzend und mit flatternden Schwingen aus der Höhle flog.
Erschrocken wich ich zur Seite und beobachtete höchst amüsiert, wie Leigh fassungslos nach draußen eilte und dem längst verschwundenen Vogel hinterher rief.
>>Tenebra! Komm wieder her!<<, schrie er aufgelöst und fuchtelte genervt mit den Händen in der Luft, um den Raben anzulocken. Ich beobachtete das alles aus sicherer Entfernung und musste ein angebrachtes Kichern unterdrücken.
Er drehte sich gereizt und mit funkelnden Augen zu mir um, sodass ich augenblicklich verstummen musste.
Eine einzelne schwarze Feder versank im gegensätzlichen Weiß des Schnees und hinterließ eine undefinierbare Melancholie in mir.
>>Du nennst deinen Raben „Finsternis“?“, fragte ich und musste über diesen kreativen Einfallsreichtum schon abschätzend die Stirn runzeln. Eine einfache Ableitung aus dem Lateinischen; eine machtvolle Sprache, die zwar für die Menschen ausgestorben war, aber für die Anderen durchaus noch von Wichtigkeit zeugte.
Mittlerweile bekam ich den Eindruck, dass von ihm keine Gefahr ausging, selbst wenn ich mir da nicht so sicher sein sollte.
Sein Grinsen verflüchtigte sich und nun erschien anstelle davon eine grimmige Miene.
>>Joar. Probleme damit?<<, fragte er gereizt und kniff feindselig die Augen zusammen, während ins einer Stimme ein Anflug von Verachtung mitschwang.
Bevor ich irgendetwas dazu erwidern oder er meine Reaktion überhaupt verinnerlichen konnte, trat er zurück in die Höhle und zog aus seiner Seite ein schattenumschlungenes Schwert heraus, welches er mit aller Sorgfalt betrachtete.
Etwas eingeschüchtert und erneut von Misstrauen erfüllt, hielt ich mich nahe der Wand und beobachtete ihn wachsam.
Die Klinge glich, wie eigentlich alles an ihm, einem einzigen unendlichen Abgrund.
In seinem Gesicht erschien plötzlich wieder dieses anfängliche amüsierte Etwas, das auf mich eine widersprüchliche Wirkung hatte.
Plötzlich richtete er das Schwert geradewegs auf mich, sodass ein erneutes Zucken über meinen Körper erging.
Seine Miene war zerfressen von all diesen Schatten.
>>Niveus. Du wolltest wissen wer ich bin?<<
Ein markerschütterndes und grausames Lachen ertöne aus seinem Inneren, welches mir sämtliche Nackenhaare aufstellte.
Dann trat er mit einer edlen Verbeugung nach vorne und blickte mit einem bestialischen Lächeln zu mir hinauf.
>>Darf ich mich vorstellen? Bellatores Damnatorum. Corvus<<
Ich schluckte paralysiert, als auch schon die Klinge seines Schwertes an meinen Hals ansetzte.
Er war ein Krieger der Verdammten. Der Anführer. Sein Zeichen der eines Raben.
Gnadenlos und dunkel.




TheIronFey

RE: ღWinterscheinღ

#4 von TheIronFey ( gelöscht ) , 22.06.2013 11:32


So, das sind die letzten Teile des 1.Kapitels, viel Spaß damit ^^ Falls ihr euch fragt wer der Typ auf dem Bild ist: Ben Barnes :) Vom Mädchen habe ich allerdings keinerlei Auskunft xD Und sorry wenn es etwas zu viel ist. Bei mir mittlerweile Standard x.x









Es kostete mich einige wertvolle Minuten, bevor ich die Schärfe des Schwertes an meiner Kehle überhaupt realisieren konnte. Zu sehr war ich damit beschäftigt, das statische Rauschen in meinen Ohren wegzublenden, das von meinem wild gewordenen Herzschlag verursacht wurde und nun ein unkontrolliertes Beben meiner Brust verursachte.
Man könnte meinen, das ich mittlerweile durch das tiefe Schwarz seiner Augen blicken konnte, um das ruhelose Treiben dahinter zu ergründen.
Er war ein Wesen von abgrundtiefer Dunkelheit, welches mir zuvor schon viel früher aufgefallen sein sollte.
Mein Atem ging stoßweise und mühevoll, je mehr Druck er auf die Klinge ausübte, um mir die Luft wegzuschneiden und einen gewissen Schmerz auf die Stelle zu konzentrieren.
Ein reflexartiges Zittern erging über mich, das die anbahnende Verletzung an meinem Hals nur noch mehr provozierte.
In meinem irritierten Blick lag pure Verständnislosigkeit, welches in eine anhaltende Panik überging und ihn offensichtlich zu amüsieren schien.
>>Was w-willst du hier?<<, kam es mit versagender Stimme aus meinem Inneren, das von einem erstickten Ton begleitet wurde.
Statt mir zu antworten verzog Leigh seine sinnlichen Lippen zu einem noch grausameren Lächeln, ehe sich seine Schritte meinem Gesicht näherten, sodass sein eigenes unmittelbar vor mir stand.
In mir bahnte sich ein noch nie dagewesenes Pochen in meine Blutbahnen, sodass ich meine Aufmerksamkeit für einen kurzen Augenblick darauf konzentrieren musste.
Irgendetwas an seiner Präsenz schien mich mehr und mehr zu verwirren; aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Mit erneuter Starre versank ich in der Dunkelheit seiner schwarzen Rabenaugen, ehe ein angenehmer Schauer über meinen Rücken ging.
Das süffisante Grinsen verstärkte sich um seine Miene herum, bis er schließlich mit einer kurzen, eleganten Geste um meinen Körper herumgewandert war.
Kurz musste ich schockiert die Luft einziehen, weil es so aussah als würde er den todbringenden Stoß vollführen wollen, aber es stellte sich heraus, dass er noch eine Weile mit mir spielen wollte.
Hätte ich genügend Zeit und Ruhe gehabt, um mit einem magischen Siegel meinen Blizz aufzufrischen, wäre es gar nicht erst zu dieser Situation gekommen.
Ich hätte ihn mühelos in eine glänzende Eisschicht gehüllt; sämtliche Gliedmaßen zur Bewegungslosigkeit gezwungen, sodass er mir nun hoffnungslos ergeben wäre.
Aber da er wusste was ich war, hatte er meine Strategie schon im Voraus durchdacht und mich mit sarkastischen Bemerkungen abgelenkt.
Ich sog scharf die Luft ein, als sich seine freie Hand um meine Taille herum legte und mich an seinen muskulösen Körper zog.
Die Krieger der Verdammten waren geschickt darin mit den Gefühlen anderer zu spielen, sie schamlos für ihre Unterhaltung auszunutzen und diese armen Kreaturen letztendlich auszubeuten, sodass sie nur noch ein Schatten ihrer selbst waren.
Eine leere Hülle; ohne Bedeutung oder einen besonderen Wert.
Ich schauderte bei dem Gedanken an ihre grausame, sadistische Natur.
Selbst bei den eisigen Temperaturen in der Höhle benetzte eine unfassbare Hitze meinen Körper, ohne dass ich etwas Sinnvolles dagegen unternehmen konnte.
Mit der einen Hand das Schwert an meinen Hals angesetzt und mit dem anderen an meiner Hüfte, bildete dieses Bild einen schrägen Kontrast zu dieser Situation.
Ich ließ mir meine aufwallenden Hormone nicht anmerken und gab ein feindseliges Zischen von mir.
>>Beantworte meine Frage, Bellatorus Damnatorum, oder ich werde -<<
Sofort wurde ich bei meiner wütenden Drohung unterbrochen, als sein Arm mich enger an ihn schmiegte; das scharfe Schwert noch fester an meinem Hals angesetzt und er sein Gesicht zu mir wandte; ein kühles, ausdrucksloses Gesicht hervorgezaubert.
Ich schluckte nervös, ehe sich das Pochen mittlerweile in ein schmerzhaftes Hämmern verwandelte.
>>Dein Blizz ist verbraucht, du kannst rein gar nichts tun.<<, erwiderte er mit einer so schneidenden Schärfe im Unterton, dass ich kurz den Zugang zu meinen Gedanken verlor. Seltsamerweise lag in der Kälte seiner Stimme noch zusätzlich etwas Sanftes, was mich ebenfalls völlig zu verwirren schien.
Ein unheilvolles Krächzen zerriss die plötzliche Stille und als ich meinen Blick in die Richtung der Geräuschquelle warf, erspähte ich seinen Raben, der geradewegs auf ihn zugeflogen kam und sich mit seinen leuchtenden schwarzen Schwingen auf seiner Schulter niederließ.
Ich wand mich unter dem starrenden Blick des Vogel, welches mich mit einer taktischen Intelligenz zu beobachten schien.
>>Hallo, Tenebra.<<, grüßte ihn Leigh und schenkte dem Vieh ein beinahe liebevolles Lächeln, was bei ihm einfach nur unwirklich schien.
Wie ein Fetzen aus einem Alptraum.
Kurz kam ich zu dem Entschluss mich zur Wehr zu setzen, allerdings würde das so gut wie nichts bringen, da er mich fest im Griff hatte.
Frustriert verharrte ich in der gezwungenen Position und wartete angespannt auf sein weiteres Vorhaben, das mir nicht lange verwehrt blieb.
>>Ich sage dir was ich hier will und möglicherweise kommst du hier auch unbeschadet heraus.<<, verkündete er zu meiner Überraschung und ließ mich gewisse Hintergedanken erahnen, die sich auch schnell bemerkbar machten.
>>Allerdings.<<, und das sagte er mit einem zuckersüßen Flüstern, welches mich noch mehr benebelte,
>>wirst du mir ein wenig deiner Lebenskraft spendieren.<<
Ein eisiger Mantel legte sich bei seinen Worten über mein Haupt und ließ mich pure Verzweiflung verspüren.
Ich kannte die Gerüchte, die sich um die Krieger der Verdammten rankten und wie dieser „Lebenskraft-Entzug“ tagelange Halluzinationen und Wahnvorstellungen hervorrufen konnte.
Durch die dünnen Fasern meiner Kleidung spürte ich deutlich sein stoisches, völlig in sich gekehrtes Herz, das nicht eine Sekunde aus seinem gleichmäßigen, kontrollierten Takt fiel.
Angewidert verzog ich mein Gesicht und nickte nur äußerst widerwillig zu seinen Anforderungen.
Entweder ich wollte lebend hier heraus und musste dafür einige kranke Nächte in Kauf nehmen oder ich beendete mein viel zu junges Leben in einer verborgenen Eishöhle.
Er wusste, dass ich danach zu schwach sein würde, um den Spruch zu verwenden, der meine Kräfte entfesseln würde.
Die Wahl fiel mir nicht besonders schwer, weshalb ich nur noch eine schwache Zustimmung meinerseits geben konnte.
Ein widerliches Lachen wich aus seiner Kehle, ehe er zu meiner Erleichterung das Schwert senkte und in seiner Scheide verschwinden ließ.
Kurz überkam mich ein brennender Schmerz, der sich rötlich von meinem Hals abhob, allerdings war ich froh einigermaßen wieder zu Luft zu kommen und nicht mehr die Kälte der Klinge spüren zu müssen.
Ich schöpfte neue Hoffnung und wollte mich gerade von ihm befreien, als er mich auch schon mit beiden Händen fest an sich zog und sein Kinn auf meinen Kopf legte.
Sein verführerischer Geruch tänzelte um meine Sinne und verursachte eine noch intensivere Benommenheit, als es ohnehin schon der Fall war.
>>Na, na, nicht so schnell Snowwhite. Ich habe nicht gesagt, dass du dich befreien darfst.<<
Sein spöttisches Grinsen manifestiere sich schon beinahe in meinem Bewusstsein, aber ich versuchte krampfhaft Geduld zu üben und das stete Flattern in meiner Magengegend zu ignorieren.
Ich hielt gespannt inne und bewegte mich keinen einzigen Zentimeter. Stattdessen betrachtete ich geistesabwesend einen schimmernden Eiszapfen, der von der Decke hing.
>>Schon viel besser. Also. Ich bin aus dem selben Grund hier wie du. Natürlich bin ich kein Niveus und muss irgendeine jämmerliche Kraft aus den Wänden hier schöpfen. Viel mehr geht es mir um die natürliche Finsternis, die hier vorhanden ist. Das ist meine Macht.
Das Shira<<
Bei seinen Worten musste ich ungläubig auf meine Unterlippe beißen, sodass schon einige Tropfen Blut daraus strömten.
Wie konnte mir nur entgangen sein, dass hier in jeder Ecke Dunkelheit lauerte? Lichtlose Schwärze, die in jedem Winkel dieses Gebiets verborgen war.
Ich schauderte.
Plötzlich schlich sich erneut seine Stimme in meinen Kopf und hallte hypnotisch an den Wänden der Höhle wider.
>>Kommen wir jetzt zu dem Part, wo du deine Gefälligkeit einlösen musst.<<, meinte er sanft und strich mir behutsam über die Hüfte, das sogleich eine brennende Spur darauf hinterließ.
Bevor ich näher diese zerfressende Mischung aus Panik und Herzflattern ergründen konnte, legte sich urplötzlich wieder der finstere Schleier über uns, der schon anfangs um ihn herum gewirbelt war.
Wir wurden vollkommen in seine schwarzen Rauchschwaden eingehüllt, die ein abwechselndes Zucken von sich gaben.
Schatten wurden zum Leben erweckt, von lebendigen Stimmen durchzogen, sodass ich den Eindruck bekam, dass sich noch mehr Personen in diesem Mantel aus Dunkelheit befanden.
Urplötzlich legte sich eine noch nie dagewesene Müdigkeit über meine Lider, die es mir erschwerte, noch länger die Augen offenzuhalten und bei Sinnen zu bleiben.
Aus diesem dämmrigen Zustand, kämpfte sich seine leise, aber durchaus verständliche Stimme zu meinem Verstand, bis ich vollkommen das Bewusstsein verlor und mich endgültig seinen Kräften hingab; begleitet von dem Krächzen des Raben.
>>Süße Träume, Snowwhite...<<



TheIronFey

RE: ღWinterscheinღ

#5 von Ina , 24.06.2013 13:52

Omg! Du musst unbedingt weiter schreiben! 1. Dein Schreibstil ist echt toll & fesselnd. Die Szenen sind gut Vorstellbar & du umschreibst & schreibst alles toll & verschönert!
Ich bin total gespannt darauf wie es weiter geht & hoffe auf eine Fortsetzung. Der Charakter von Leigh hier, gefällt mir sehr gut & dass du mit Lateinischen Wörtern gespielt hast, ist einfach nur beeindruckend! :)
Die Idee ist sehr gut, jedoch weiß man immer noch nicht, was genau die Handlung ist, außer das beide versuchen mehr Kräfte zu bekommen. Die Protagonisten hat hier immer noch keinen Namen. Ich weiß es nur, da es auf dem Bild steht, dass du noch hinzugefügt hast. Das Lied, habe ich angehört, während ich es durchgelesen habe. Ich muss sagen, etwas passenderes hättest du nicht finden können! An sich siehst du schon, dass ich allgemein, einen ziemlich positiven Eindruck der FF habe, nur wäre eine deutlichere Handlung echt schön.


Ina  
Ina
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Registriert am: 24.12.2012


RE: ღWinterscheinღ

#6 von TheIronFey ( gelöscht ) , 24.06.2013 18:05

Wow, vielen lieben Dank für das Lob und diesen tollen Kommi :3
Keine Sorge, die weiteren Teile habe ich schon in Sweet Amoris gepostet und geschrieben xD Das mit der unscheinbaren Handlung am Anfang belasse ich absichtlich als verschleierten Ansatz, damit es nach und nach aufgedeckt wird und so Spannung erzeugt ;) Es liegt also eine gewisse Intention dahinter :D


TheIronFey

RE: ღWinterscheinღ

#7 von TheIronFey ( gelöscht ) , 24.06.2013 18:11

So, meine Lieben :3 Hier der 2.Kapitel, die ersten Teile, wünsche euch viel Spaß :)




Lied: Evanescence - Bring Me To Life [Kann ich hier irgendwie nicht einfügen oO]
[Evanescence - Bring Me To Life]





Augen des Wahns - Von mir

Zieht Schatten über
vereiste Blüten
Malt schwarze Muster in
schwingende Fluten
Und riskiert einen Blick
gewagt; versteckt
In die ewige Finsternis
des Dunkels








Ein versengender Schmerz brachte mich widerwillig zu Bewusstsein und ließ meine orientierungslosen Augen wild durch die unverändert kalte Gegend schweifen.
Rauschende Bilder flackerten sinnlos vor meinem inneren Auge umher, die ein einzelnes, verhangenes Gesicht offenbarten; vor Fälsche verzogen.
Dunkel, leblos, finster.
In meinen Kopf manifestierte sich ein gleißendes Pochen, das von einer zusätzlichen Schwere begleitet wurde.
Mit zittrigen Gliedern wand ich mich in meiner eigenen Benommenheit und konnte durch meinen verwandelten Blick nichts zum Stillstand bringen, das von meinen Augen in spastische Zuckungen verzerrt wurde.
Ein irres Kichern formte sich in den Winkeln meines Verstandes zu einem boshaften Lachen, das ich nicht zum Stoppen bringen konnte.
Beinahe brachte es die Fragmente meines Durchhaltevermögens zum Zerbersten, da ich auf einem schmalen Grad zwischen Wahn und Realität balancierte.
Überall registrierte ich schleichende Schatten, die in den Wänden der Höhle verschwanden und ab und zu hervorlugten, um mich mit glühenden Augen anzustarren.
Mühevoll öffnete ich meine bleischweren Lider, die mich erneut dazu zwangen, in einer bewegungsunfähige Starre zu verweilen.
Ohne den Gedanken an etwas Festes.
Denn nichts das greifbar war, schien in meine Hände zu fallen.
Alles verschwamm, löste sich innerhalb weniger Sekunden auf oder entfernte sich augenblicklich, wenn ich danach zu greifen versuchte.
Lichtpunkte fielen auseinander, schwirrten leidenschaftslos in den unzähligen Eiszapfen umher, ehe sie vollkommen von Schwärze verschluckt wurden.
Taube Hände krallten sich in den eiskalten Grund, die ich erst nach näherem Betrachten als meine feststellen konnte.
Sie waren gerötet, leblos; wie das Innere meines Wesens.
Ein schwacher Hauch wich aus meiner Lunge und nahm weißliche Konturen an; schwebte wie eine Chiffre, ehe es ebenfalls vom Nichts verschlungen wurde.
Unbändige Hitze fand einen Platz in meinen Zellen; bohrte sich stechend und gierig in jede einzelne Faser, die nicht davon vereinnahmt wurde.
Ich schwankte.
Das eben genannte Gesicht, welches ich immer noch nicht identifizieren konnte, bewegte sich schnell und zuckend - direkt vor mir; ein undeutliches Lächeln aufgesetzt, welches von schwarzen Augen geformt wurde.
Transparent und unwirklich kreiste es in der Leere umher, ehe es sich endgültig in meine Richtung bewegte und ein schwaches Flüstern mit sich trug.
>>Süße Träume, Snowwhite.<<
Irritiert musterte ich das schmelzende Wesen, das mehr und mehr im Boden versank und ein durchdringendes Kichern von sich gab, das an den dichten Wänden widerhallte.
Die Schatten, die in seinen Zügen huschten, hielten inne und tänzelten nun um meinen steifen Körper herum.
Wo bin ich und was ist das?
Die Fragen erschienen nur äußerst abgehackt und stumpf in meinem Kopf, da es den Anschein hatte, dass sie von einem Gewicht gehalten wurden, das mir das Denken erschwerte.
Dumpfe Geräusche drangen in mein Bewusstsein, vertrieben noch das letzte Stück Sinnesschärfe, das übrig geblieben war.
Schimmernde Tropfen, die von der Decke hinunter getragen wurden, bedeckten mit zunehmender Kälte mein Gesicht, welches ich in diesem Moment des Wahnsinns nicht ausmachen konnte.
War es oben, unten oder doch verschwunden?
Ich war mir nicht sicher.
Da es eine Unmöglichkeit war sich aufzusetzen, verharrte ich weiterhin in diesem rauschartigen Zustand, während sich eine leise Stimme versuchte zu meinem Verstand durchzusetzen.
>>Ivy?<<
Verwirrt löste sich mein Geist von den bösartigen Wahnvorstellungen und haftete nun an etwas Leuchtendes, das sich vor meinen Augen an eine Gestalt festsetzte.
Goldbraune Augen betrachteten mich besorgt und verschwammen ausdruckslos in den unzähligen Blautönen der Höhle.
Meine Lippen schienen wie eingefroren und auch meine Stimme war belegt und von unzähligen Ketten umzäunt.
Das matte Blond, das in der Höhe verschwand, näherte sich unweigerlich meinem Körper und bedeckte mich mit einer nie dagewesenen Wärme.
Weich wie Federn.
Gierig schlang ich meine verkrampften Finger darum, um noch mehr von dieser in sich gekehrten Harmonie zu ergattern.
>>Was hast du nur getan?<<
Bewegungsunfähig ließ ich den erbosten Unterton über mich ergehen, den der Jemand bei mir einwendete.
Er kam mir vertraut vor, bekannt; Ein Bild von Verbundenheit.
Aber von all diesen Halluzinationen konnte ich keinen gewissen Anhaltspunkt dafür bekommen.
Bevor ich mich näher auf seine Worte konzentrieren konnte, wurde ich von einem dichten, fleckigen Schwarz eingefallen, das sich wie ein Schleier vor meine Augen gelegt hatte.
Müde und vollkommen erschöpft gab ich mich freiwillig diesem befriedigenden Nichts hin und wurde stumm vom Rest der Außenwelt abgeschirmt.
Ein einzelnes Geräusch drang noch leise und unverständlich zu meinem unscheinbaren Dämmerzustand.
Es waren leise Schritte, die im dichten Schnee versanken, sich von der Senke entfernten.
Gestochen scharf hüllten sie mich ein, als wäre ich selbst an dieser Bewegung beteiligt.
Dann wurde ich vollkommen von den Fasern der Dunkelheit eingenommen.
Wieder einmal.



TheIronFey

RE: ღWinterscheinღ

#8 von Ina , 24.06.2013 18:42

wieder einmal nur herrlich beschrieben! Ich freue mich um mehr lesen zu können! ♥


Ina  
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RE: ღWinterscheinღ

#9 von TheIronFey ( gelöscht ) , 08.07.2013 15:04

Vielen lieben Dank, die nächsten Teile folgen nun auch schon :)

Hier kommen jetzt noch mehr Teile vom Kapitel, viel Vergnügen ♥








Schwärze.
Ein undurchdringbarer Schleier aus dunklen Fetzen; sich aus all diesen farbenfrohen Nuancen erhebend.
Ich.
Finster und lichtlos; von allumfassendem Nichts geprägt.
Schatten.
Wesen, die sich aus tänzelnder Finsternis formen; ohne Wärme existieren.
Jeder einzelne einzigartig, wirbelnd, dunkel.
Abgrundtief.
Flüsternd und in der ruhelosen Nacht versteckt.
Vom Licht verzehrt.
Nur ein Schritt.
Ein Atemzug.
Zwischen Tod und Leben.
Ein schmaler Grat, der diese beiden Gegensätze voneinander trennt und wieder zusammenfügt.
Schleichend bewege ich mich auf dieses leblose Treiben zu und lasse mich voll und ganz von dem schwebenden Gefühl hypnotisieren.
Ich ergreife einen Hauch des Dunkels in meinen Händen und erfühle seine eiskalten Umrisse.
Gierig flackert er in meinen Händen, glüht lebendig wie das Innere einer schwarzen Perle, ehe es sich zu einem spöttischen, wahnwitzigen Lächeln formt, das von sinnlicher Röte geprägt ist.
Augen, in denen die rauchige Finsternis schimmert, umschließt mich mit einer nie dagewesenen Eleganz.
Und dann erscheinen die Konturen dieser Gestalt und lassen mich erstarren.
Eine dichte Eisschicht ummantelt meinen Körper, ehe seine tiefe, melodische Stimme diese Hülle zum Zerbrechen bringt und ein widerliches Lachen zur Schau stellt.
„Träumst du von mir, Snowwhite?“


Hitze umspielte meinen Körper und vereinnahmte gebührend den Rest meiner zertrümmerten Wahrnehmung.
Meine Augenlider flatterten haltlos; fixierten sich auf verschwommene, ineinander gehende Möbelstücke, die in einem altertümlichen Stil gehalten wurden.
Zumindest erkannte ich das zwischen einigen, nichtssagenden Wimpernschlägen.
Diese scheinbare Transparenz entlockte aus mir eine vermehrte Irritation, die sich beim Anblick einer schlanken, silberhaarigen Person verstärkte.
Seltsame Gedanken schwirrten in einem steten Kreis in meinem Bewusstsein, formten noch nie dagewesene Worte.
Als ich dieses metallische Silber erhaschte, bekam ich den Eindruck, dass sein Kopf von Mondlicht beschienen wurde, als dieser in die Nähe einer Lampe trat und mich mit einer undefinierbaren Miene musterte.
Unter meinem betäubten Körper erfühlte ich den Ansatz eines Sofas und tastete dementsprechend neugierig danach, während ich mir Mühe gab meinen Kopf auf diese vertraute Person zu richten und nicht wild hin und her zu schwenken, um mir noch mehr von den zerberstenden Kopfschmerzen anzutun.
Entfernt manifestierte sich ein Spitzname in mein Gedächtnis, welches automatisch aus meinen rauen Lippen wich – So leise, das man meinen könnte, meine Stimmbänder wären gerissen.
Jedenfalls fühlte es sich genau so an.
>>Lys … ?<<
Schon nachdem mir dieses eine Wort aus dem Mund gekommen war, musste ich ein unweibliches Krächzen von mir geben, welches den besagten Lys vor mir besorgt zusammenzucken ließ.
In seinen Zügen spiegelte sich Unglauben wider und als ich einen näheren Blick auf seine verschiedenfarbigen Augen warf, erfühlte ich plötzlich haargenau die Schwere, die sich in meinem Körper bildete.
Der vergoldete Bernstein schien mit dem schimmernden Grün eines Waldes zu verschmelzen und bildete einen seltsamen Kontrast zu seinem scharfkantigen Gesicht.
Einzelne weiße Strähnen lösten sich aus seiner Haarpracht und fielen ihm in sein geschärftes Sichtfeld.
Dann endlich schien ich seine Aufmerksamkeit zu bekommen und eine Hand löste sich von seinem Körper und legte sich dann mit einer natürlichen Kühle auf meine erhitzte Stirn.
Eine angenehme Kälte empfing mich und für einen kurzen Augenblick schien dieser winzige Hauch von Eis meine Sinne wieder klar werden zu lassen.
Das statische Rauschen welches ich zuvor die ganze Zeit vernommen hatte, legte sich nun rapide, weshalb seine Worte nun verständlicher für mich waren.
>>Ivy. Könntest du mir bitte erklären, weshalb du in diesem Zustand bist? Ich habe mir schreckliche Sorgen um dich gemacht.<<, erklärte er sachlich und ruhig, allerdings mit einem Hauch fremder Wut in der Stimme.
Erst jetzt realisierte ich, dass Ly-, Lysander mein Mitbewohner war und wusste, dass ich das Blut eines Niveus besaß.
Mir hatte er versichert, dass es bei ihm ebenfalls der Fall sein würde, allerdings hatte er mir verschwiegen, dass sein Bruder der Anführer einer gemeingefährlichen Elite-Truppe war, die ganz Calura bedrohte.
Es war mir ein Rätsel wie es genetisch überhaupt möglich war, dass zwei so gegensätzliche Kreaturen doch von den selben Eltern abstammen konnten.
Lysander hätte mit mir mitkommen können, um seinen Kräften ebenfalls mehr Ausdruck zu verleihen, aber er hatte mir erzählt, dass er zusätzliche Macht nicht benötigte, wenn sein Blizz noch vollständig war.
Er unterbrach jäh meine Gedankengänge und fixierte mich mit einem ernsten, intensiven Blick.
Mit dieser ausdruckslosen Miene verlieh er seinen eher warmen und freundlichen Augen eine widersprüchliche Härte, sodass ich unkontrolliert anfangen musste zu schlucken.
>>Ich wiederhole mich ungern, also sage mir, was genau vorgefallen ist.<<, setzte er wieder an und schenkte mir ein entnervtes Seufzen.
Über sein Mitgefühl konnte ich nur grimmig die Augenbrauen verziehen, war mir aber durchaus der verheerenden Lage bewusst.
Ich wusste nicht, wie ich ihm klarmachen wollte, dass sein Bruder mir meine halbe Lebenskraft entzogen hatte, sodass ich seinen erwartungsvollen Blick nur unbeholfen erwidern konnte.
Schließlich hatte er selbst nie etwas davon erwähnt, sodass ich mir nicht sicher war, wie genau ich mein Befinden erklären sollte.
Leighs gefährliche Miene schnitt mir wieder eisern ins Bewusstsein und erinnerte mich an seine tänzelnde Drohung mit seinem Schwert, dessen Klinge mir beinahe die Luft abgeschnitten hatte.
Automatisch erfühlte ich die brennende Spur an meinen Hals und unterdrückte ein erneutes Schlucken, während ein flatterndes Gefühl meine Magengrube erfüllte.
Stattdessen versuchte ich meine Nervosität in den Griff zu bekommen und erwiderte Lysanders Blick mit neu gewonnener Entschlossenheit.
>>Leigh … ist mir über den Weg gelaufen.<<



TheIronFey

RE: ღWinterscheinღ

#10 von TheIronFey ( gelöscht ) , 08.07.2013 15:06







Für einen winzigen Augenblick war jegliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen; verhangen und eingefroren, so als würde sich eine dünne Eisschicht über die einzelnen Linien ziehen, die seine ausdruckslose Miene zusammenhielten.
Das vorhin schimmernde Farbenspiel seines ungleichen Augenpaars verblasste zu einer kränklichen Nuance, welche ein gräuliches Flackern mit sich trug.
Dort wo das sanfte Grün einen schrägen Kontrast zum leuchtenden Goldton bildete, weiteten sich die schwarzen Pupillen und verschluckten so die flüssigen Farben, die rapide an den Rand gedrängt wurden.
Wenige Wimpernschläge später hatte sein Gesicht auch schon wieder den üblichen Ausdruck angenommen, der Lysanders typische Ruhe und scheinheilige Seriosität perfekt widerspiegelte.
Allerdings verrieten mir diese kurzen Momentaufnahmen auch, dass ich ihn vollends durchschaut hatte.
Argwöhnisch betrachtete ich ihn durch den unveränderten Nebel, der meine Sinne zu einer irreführenden Mischung aus Wahn und Schwindel verband.
Dann erhob sich aus der Verschwommenheit meiner Eindrücke seine einheitliche und gelassene Stimme, in der gespielte Irritation mitschwang und mir ein belustigtes Seufzen entlockte.
Ich liebe es Leute lügen zu hören, wenn ich selbst die Wahrheit kenne.
>>Und? Hast du ihm wenigstens erklärt was los ist, anstatt wie bei mir das Thema zu wechseln?<<, beschwerte er sich, während er mir einen streng väterlichen Blick schenkte.
Ich setzte als Erwiderung ein falsches Lächeln auf und wusste vorerst nicht ob ich wütend oder verständnisvoll über seine erfundene Aussage und die Tatsache seines Familiengeheimnisses reagieren sollte.
Zunächst hatte ich die Vermutung gehabt, dass er selbst nicht in Leighs Abstammung und seinen Machenschaften eingeweiht war. Aber das erschien im ersten Augenblick nicht nur vollkommen unrealistisch, sondern seine sekundenschnelle Alarmbereitschaft hatte ihn diesbezüglich schon längst verraten.
Ich versuchte mich so gut wie möglich auf einen festen Punkt bei seinen Augen zu konzentrieren, um seiner lächerlichen Behauptung besser entgegen wirken zu können.
>>Nicht ganz.<<, setzte ich knapp an und durchbohrte ihn mit einem ungerührten, vorwurfsvollen Blick. Obwohl meine Stimme immer noch recht belegt war, fiel es mir durch meine zurückgewonnene Entschlossenheit nicht mehr so schwer etwas zu sagen.
Meine Eltern hatten mich in seine Obhut geschickt, weil unsere Familien seit mehreren Generationen eine innige, sowie freundschaftliche Verbindung hegten und sie sich sicher waren, dass ich bei Lysander bestens aufgehoben wäre und ich ihm vollends vertrauen könnte.
Dessen war ich mir nun gar nicht so sicher.
>>Vielmehr war er die Ursache.<<, beendete ich kühl, ohne seine unveränderte Miene dabei aus den Augen zu lassen, damit ich jede winzige Reaktion sofort erschließen konnte.
Unglauben flackerte in seiner Miene auf, die sich in einem verständnislosen Stirnrunzeln verlor.
Er bemerkte meinen wachsamen Ausdruck, mit dem ich ihn beobachtete und versuchte sich sein nervöses und größtenteils beunruhigtes Verhalten nicht anmerken zu lassen.
Allerdings drangen seine inneren Gefühle so unkontrolliert nach außen, dass ich sie innerhalb weniger Sekunden alle identifizieren und verinnerlichen konnte:
Wut, welche sich als schmale Linie auf seinen Lippen manifestierte und als eisiges Knurren aus seiner Kehle wich.
Bittere Enttäuschung, die sich deutlich in seinen verkniffenen Augen abzeichnetet und bis zu seinen verhärteten Wangenknochen einen beschaulichen Weg fand.
Und zu guter Letzt der winzige Funken Hoffnung in seinen matten Augen, der gänzlich von seiner widersprüchlichen Skepsis zunichte gemacht wurde.
Mit einem Mal wurde mir bewusst, wie umfangreich der wirbelnde Ansturm seiner Emotionen und Gedanken doch sein musste.
Ein klägliches Schnauben ertönte aus seinem Inneren und als er sich kurzerhand aufrichtete, verschwommen seine tänzelnden Umrisse ineinander und ließen mich zusammenzucken.
Fragend richtete ich meinen Blick auf seine undefinierbare Miene, die von unzähligen Emotionen gleichzeitig besetzt wurde.
Ein verunsicherter Ausdruck glitt durch meine erstarrten Züge und erfüllte den minimalen Abstand zwischen uns mit zittriger Anspannung und einer dunklen Vorahnung.
Und ehe ich mich versah, zerriss er diese schwankende Kluft mit einer hasserfüllten Ankündigung, sodass er meine einzelnen Fasern gefrieren ließ.
>>Ich muss jemandem einen Besuch abstatten.<<, meinte er so frostig, dass ich beinahe die Schärfe seines Untertons bedrohlich in der Luft zischen hören konnte; wie eine Klinge, die bereit für den todbringenden Hieb war.
Und wie das Weiß des Schnees, verschwand er.
Lysander.



TheIronFey

   

When the Moon begins to cry

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