#87 von
AkaneHime
, 09.07.2013 19:09
Rosaliya
Aufmerksam hörte ich Bao zu, als ich mich auf meine Knie setzte. Gegen Ende hin senkte ich meinen Blick. Ihre Stimme hallte in meinem Kopf. Deswegen... denke ich, dass Einsamkeit manchmal besser ist. Wenn du einsam bist, gibt es niemanden, der dich verletzten kann. Aber wenn du einsam bist, bleiben dir nur die Erinnerungen, die dich jedes Mal traurig und glücklich Stimmen. Glücklich, weil du die Person hattest. Traurig, weil du weist, du wirst diese geliebte Person nie wieder sehen.... Verdammt... Ich biss mir auf die Lippe und mir die Tränen zurückzuhalten. War ich damals auch so... dumm? ... Dumm? War das ein passendes Wort? ... Ja, war es. Es ist dumm so zu denken.
"Das stimmt nicht", sagte ich plötzlich mit solch ernster Stimme und biss die Zähne kurz zusammen. Dann hob ich wieder meinen Blick. "Jetzt erzähle ich dir meine ganze Geschichte", sprach ich ruhig und setzte mich in den Schneidersitz. Kurz war es noch still, bevor ich leicht Luft nahm.
"Meine Mutter... war die ehemalige Navigatorin von Gol D. Rogers Piratenbande. Ungefähr 1 Jahr nach seiner Hinrichtung wurde sie schwanger... mit mir. Ich verbrachte fast 5 Jahre nach meiner Geburt nur bei ihr und meinem Vater, welcher lustigerweise ein Piratenjäger war. Ich konnte damals nicht raus. Es war zu gefährlich für jemanden wie mich. An meinem 5. Geburtstag schenkte mir meine Mutter ein Buch, welches sie geschrieben hat. Es war 'Die Geschichte des Piratenkönigs'. Sie hat die ganzen Abenteuer niedegeschrieben und vertraute nun mir diesen... wertvollen Schatz an. Doch am selben Tag wurde sie hingerichtet. Während ich mit meinem Vater auf die nächstgelegene Insel fuhr, da ich unbedingt zu einem Zirkus gehen wollte, kam die Marine zu meiner Heimatsinsel und nahm meine Mutter fest. Ihr wurden in der Stadt auf dem Schafott 2 Schwerter durch das Herz gerammt. Auch meinen Vater nahmen sie kurze Zeit später am Abend fest und brachten ihn weg. Ich konnte nur durch puren Zufall fliehen. Alles was ich bei mir hatte war das Buch meiner Mutter. Jeder war nun auf der Suche nach mir, da Mutters letzte Worte meine Existenz verrieten, welche auch dieses Buch, nach dem die Marine her war, besaß. Jeder verstieß mich. Jeder wollte mich nicht bei sich haben. Und die, die mich doch ins Haus eintreten ließen, wollten mich an die Marine verraten. Jahrelang war ich immer nur auf der Flucht. Irgendwann, mit 12 oder so, ließ ich mich in einem kleinen Dorf nieder. Keiner wollte was mit mir zu tun haben, ich war zu jung um zu arbeiten, und selbst wenn ich es gewollt hätte, keiner hätte gerne ein Kind mit dem Blut einer 'schrecklichen' Piratin in sich als Angestellte. Und so kam es, dass ich recht früh kriminell wurde, da ich auch irgendwie überleben wollte. Alle schrien mich an, es war ein Fehler, dass ich geboren worden bin. Es tat weh. Doch wenn ich sterben würde, hätten sie in meinen Augen gewonnen und diese Genugtuung wollte ich ihnen nicht bieten, weshalb ich mich durch das Leben quälte. Nach 3 Jahren, also mit 15 musste ich wieder weggehen. Ich landete auf einer kleinen Insel nahe der Grand Line im East Blue, wo man mich glücklicherweise nicht erkannte. So konnte ich 1 Jahr lang... irgendwie normal leben. Doch ich war immer einsam. Ständig redete ich mir ein, es wäre am Besten so. So kannst du nicht mehr verletzt werden. So verratet dich keiner. So kannst du vielleicht glücklich werden...". Kurz stockte ich und schluckte. Dann lachte ich leise auf. "Wie dumm ich doch war... diese Einsamkeit... machte mich fertig, was ich gar nicht so richtig merkte. Immer dachte ich, es wäre so schön, so alleine zu sein. Doch dann kamen 5 Leute auf diese Insel. An diesem Tag war ich gerade auf dem Weg zum Hafen, da ich kurzzeitig bei einer Werft arbeitete und diese Leute wollten ihr Schiff reparieren. Sie kamen mir entgegen und fragten mich, wo man Geld eintauschen könnte, wo eine gute Bar wäre, in der man sich gut vollfressen und besaufen konnte und wo man noch shoppen konnte. Widerwillig führte ich sie überall hin und machte mich dann an die Arbeit an dem Schiff. Während ich gerade versuche den Mast wieder zusammen zu flicken, kam der 'Anführer' der kleinen Bande zu mir. Er wollte mit mir ein Gespräch anfangen, doch ich blockte immer wieder ab. Leider war er sehr hartnäckig... Es wurde also schnell Abend und mein Geduldsfaden war schon lägst gerissen, doch ich musste nunmal mein Geld verdienen. Alle waren gerade in der Kombüse und lachten. Sie lachten und erzählten sich die witzigsten Sachen. Man konnte diese innige Verbindung... das starke Band zwischen ihnen förmlich greifen, selbst bei größerer Entfernung. Als ich das bemerkte, fing ich an sie zu hassen. Piraten waren sie. Piraten, welche so sehr lachten und sich auf das große Abenteuer freuten. Damals dachte ich mir, dass sie doch eh zu dumm dafür sind und schnell absaufen werden... Nachdem ich also fertig mit der Reperatur war, fing der Horror für mich an. Sie bemühten sich, sich mit mir anzufreunden und mein Hass stieg ins Unermessliche. 2 Wochen musste ich diese 5 Leute aushalten und ich war froh, als sie endlich ablegten". Erneut machte ich eine Pause. Ich wusste gar nicht, dass ich da so viel erzählen musste... dann lächelte ich. "Das dachte ich jedenfalls. In meinem Kopf schwirrte der Satz dieses einen Jungen in meinem Kopf herum. 'Ich werde Piratenkönig!', rief er und das so strahlend und ernst, dass man gleich umkippen konnte... Und am selben Abend merkte ich eins: Ich hasste sie nicht. Ich hasste sie kein bisschen. Ich war eifersüchtig. Ich war einfach eifersüchtig, weil sie sich so gut verstanden und so viel Freude dran hatten, Pirat zu sein... Gefühlte 3 Stunden starrte ich dieses Buch an... bevor ich mich aufrappelte und zum Hafen rannte. Es war fast zu spät... Sie hatten bereits abgelegt und segelten schon einige Meter vor dem Hafen... Ich hielt nur mein Buch in den Händen und heulte. Ich schrie nach ihnen. Ich schrie, dass es mir unendlich Leid tat, dass ich mich so dumm benommen hatte. Ich schrie, warum ich so war, warum ich sie angeblich so hasste. Ich schrie... dass sie doch bitte für mich da sein sollen, wie sie es ständig waren, auch wenn ich ihnen die kalte Schulter zeigte... Ich schrie... dass ich ihre Freundin, dass ich nicht mehr alleine sein wollte". Meine dritte Pause. Ich lächelte wieder. "Seitdem segle ich nun mich diesen Idioten zusammen auf der Grand Line herum. Ich habe einen Traum, ich will wie meine Mutter die Geschichte des Piratenkönigs schreiben, ich will immer mehr Leute kennen lernen, die ich dann meine Freundin nennen kann...". Jetzt liefen mir Tränen über die Wangen. "Es ist nicht gut, wenn man alleine ist. Mit Freunden, mit Leuten, die immer, egal was passiert, zu dir halten, kann man die Vergangenheit irgendwie überwinden...", sagte ich mit zittriger Stimme. Jetzt fielen förmlich Wasserfälle aus meinen Augen. Stumm. "Bitte Bao", flüsterte ich mit flehender Stimme. "Hör bitte auf, dir das mit der Einsamkeit einzureden...".
Es gibt zwei Dinge, die unendlich sind. Das Universum und die Dummheit der Menschen. Wobei ich mir beim Universum doch nicht so sicher bin...