RE: Ein etwas anderer Schutzengel ❤ - 6

Romeo

Als ich ihre Gedanken las, spürte ich wie Wut in mir aufstieg. Wie konnte sie ihr nur so etwas antun? Ihre Eltern werden noch leiden. Ohne auch nur nachzudenken, nahm ich ihr Handgelenk, zog sie sanft in meine Haare und drückte sie vorsichtig an mich. Sie zitterte ein wenig und war auch den Tränen sehr nahe. Das gefiel mir ganz und gar nicht.

Mina

Ohne es zu merken war ich den Tränen sehr nah & ich fing an zu zittern. Romeo packte mich auf einmal am Handgeleng & zog mich zu sich. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Hemd & hielt mich an ihm fest. Wann hatte ich das letzte Mal so meine Fassung verloren?! Ich glaube, dass war an dem Tag, als sie mich rausgeschmissen haben. Ich konnte es nicht verhindern. Ich konnte die Tränen nicht verhindern & auch das Schluchzen nicht. Eins hatte ich aber noch nie. Ich hatte die Fassung vor einer anderen Person, noch nie verloren. Nicht einmal, als sie mich rausgeschmissen haben. Erst als ich allein war. Wie immer. Allein.

Romeo

Ich ließ sie nicht los und fing an ihren Rücken beruhigend zu streicheln, als ich ihr Schluchzen hörte. Dann flüsterte ich sanft: "Ich bin hier. Du bist nicht allein". Ich drückte sie enger an mich und ließ sie vorerst auch nicht los.

Mina

Ich spürte wie Romeo, mir sanft den Rücken streichelte. Ich hörte seine beruhigende & sanfte Stimme, irgendwo ganz weit entfernt & doch so nah. Er sagte ich wäre nicht allein. Zu gern würde ich das glauben. Denken...sogar hoffen, dass ich nicht allein wäre. Doch das stimmt nicht. Die Realität sieht anders aus. Ich war & bin allein. Ich konnte nicht darauf vertrauen, dass er immer für mich da war. Er war nur für eine Zeit lang da. Vielleicht sogar kürzer. Nein, ich konnte niemandem vertrauen. Sanft drückte ich ihn weg von mir & sagte "Entschuldige mich.." & wollte aufstehen, um ins Bad zu laufen.

Romeo

Sie wollte sich von mir lösen, doch ich zog sie einfach wieder an mich. "Du kannst immer zu mir kommen, ich werde so lange bleiben, wie du mich brauchst", flüsterte ich und hätte mir dann ein scheuern können. Was sage ich da?...aber es ist wirklich war...ich mochte sie...

Mina

Mein Herz begann schneller zu klopfen & mir stockte der Atem. Diesen Satz.. hatte ich mir so sehr gewünscht. Ich hatte mich so sehr danach gesehnt... & endlich... endlich sagte es mir jemand. Selbst wenn... morgen würde wieder Schule sein &... es könnte immer noch alles anders kommen. Sogar höchstwahrscheinlich würde das anders kommen. Langsam löste ich mich wieder von ihm. Auch wenn ich ihn am liebsten, die ganze Zeit umarmt & daran geglaubt, was er sagte. Den Hoffnungen, die er in mir wieder geweckt hatte, glauben geschenkt & zum leben erweckt. Doch im Moment versuchte ich alle Hoffnungen abzutöten, die in mir geweckt wurden. "Danke..", hauchte ich, gab ihm einen Kuss auf die Wange & lief schnell ins Badezimmer & schloss die Tür ab, während ich dahinter, hinunterglitt & meine Beine umfasste. Was war nur los mit mir?! Ich legte meinen Kopf auf meine Knie. Ich durfte ihn nicht zu nahe an mich ranlassen. Wenn das passierte... dann... dann.. würde ich wieder einmal bitter enttäuscht werden & dieses mal.. Würde ich es nicht überleben.

Romeo

Ich zog mich aus ihren Gedanken zurück und hielt sie an mich. Irgendwann löste sie sich von mir und ich sah in ihrer Angst. Angst davor das sie erneut enttäuscht wurde. Dann verschwand sie ins Badezimmer, nachdem sie mir einen Kuss auf der Wange hinterließ. Der Kuss hinterließ ein angenehmes Kribbeln. Was war mit mir los? Ich darf ihr nicht zu nahe kommen. Ich will sie nicht verletzten.

Mina

Ich atmete tief durch & stand langsam auf. Schwankend lief ich zum Waschbecken & wusch mir das Gesicht. Langsam hob ich mein Gesicht & sah in traurige, verletzte & geprägte Augen eines Mädchens hinein. Ihre Haare standen etwas wild herum & ab & sie sah etwas blass aus. Dürr war sie. Zerbrechlich sah sie aus. Ich mochte sie nicht. Sie sah einfach so Bemittleidenswert aus. Ich verabscheute sie. Langsam berührte ich die Wange des Mädchens. Doch meine Fingerspitzen trafen auf eine kalte Platte. Einem Spiegel. Langsam realisierte ich, dass die verhasste, verabscheute Person vor mir, ich selbst war. Erschrocken über die Erkenntnis, drehte ich den Wasserhahn ab, trocknete mein Gesicht & lief schnellen schrittes in mein Zimmer. Sofort vergroch ich mich in mein Bett & kroch unter meine Decke. Ich hasste mich selbst.

Romeo

Ich bemerkte erst, dass ich immer noch auf dem Sofa saß, als eine Tür zu schlug und ich reflexartig den Kopf zu dieser Tür drehte. Es war die Tür von Minas Zimmer. Ich stand auf, ging zur Tür, klopfte und fragte: "Alles okay bei dir, Mina? Darf ich reinkommen?"

Mina

Mein Herz begann wieder zu rasen & meine Atmung ging schneller. Warum reagierte ich nur so auf Romeo? Ich wollte nicht, dass er mich so sah. So... eben.. bemitleidenswert. Ich hasste mich wirklich selbt... aber... ich wollte irgendwie nicht, dass... Romeo mich hasste. Ich atmete noch einmal tief durch & sagte dann "ja..". Was er wohl von mir wollte?

Romeo

Als ich ein leises "Ja" vernahm öffnete ich langsam die Tür und steckte erst einmal meinen Kopf rein. Mina saß auf ihrem Bett und wich meinem Blick aus, als ich sie ansah. Ich schloss die Tür, ging langsam zu ihr und setzte mich ihr gegenüber. Ich hörte kurz das sie sich hasste. Ich lächelte sie sanft an. "Soll...ich ausziehen?...", fragte ich dann vorsichtig.

Mina

Erschrocken blickte ich ihn an. Ausziehen?! Nein! Ich wollte nicht das er auszog! Plötzlich realisierte ich, wie sehr ich mich schon an Romeo gewohnt hatte. Wie lächerlich. Er war gerade nur einen Tag hier gewesen. Erschrocken stellte ich fest, dass ich dich Luft angehalten hatte. Langsam atmete ich wieder & versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen. Denn er setzte für einen Moment aus, um dann nur noch schneller zu klopfen. Wie konnte ich nur denken, dass er nicht ausziehen sollte? Welches Recht hatte ich dazu? Ich zuckte langsam mit den Schultern & blickte wieder zur Seite. Nein! Verdammt nochmal! Was tust du denn da? Auch wenn du nicht sagen kannst, bleib bitte bei mir, so wie du es mir erst vorhin versprochen hattest, sag wenigstens Nein! Stimmt... erst vorhin, sagte er, er würde bei mir bleiben & das ich nicht allein wäre... jetzt fragte er mich ob er ausziehen wollte. Genau. So schnell konnte es gehen! Ich presste enttäuscht die Lippen aufeinander & biss mir auf die Unterlippe.

Romeo

Ich sah ihre Enttäuschung. Irgendwas zog in meinem Herzen. "ich weiß...ich habe grade gesagt ich würde dich nie allein lassen...aber...du scheinst mich hier nicht zu wollen...also...dachte ich es wäre besser zu gehen...", murmelte ich traurig.

Mina

Ich blickte halb überrascht, halb schockiert auf. "Wie?.. Wie kommst du darauf, dass ich dich hier nicht haben möchte?", brachte ich heraus & musste wieder schlucken. Das stimmte nicht... Das stimmte ganz & gar nicht..

Romeo

Ich musste wegschauen. Es tat weh das zu sagen. Irgendwie..."Ich...sah grade Hass in deinen Augen...da hab ich mich gefragt...ob du mich überhaupt hier haben willst...ich bin ja auch total dreist hier aufgetaucht..ohne zu fragen wie du das ganze findest", gab ich mühselig hervor.